Drachenboot-WM im französischen Gérardmer vom 8. bis 10. Juni 2007Donnerstag, 7. Juni Anreise: das Herford/Mindener Drachenboot-Team OWL-United hatte mich auf die Reise ins etwa 750 km entfernte Gérardmer in die Vogesen als Fotograf eingeladen. Also bereits mitten in der Nacht aufstehen, damit es in Herford um 4 Uhr 30 losgehen konnte. Die lange Busfahrt wurde mit einem Motivationsvideo von bisherigen Regatten und einer ÜVi-Hitparade begleitet und so erreichten wir am frühen Nachmittag die Auberge de la Jeunesse auf 807 m. Busfahrer Manfred musste sein ganzes Können aufbringen, um uns die engen Serpentinen hinaufzubringen. Nach dem Bezug der Zimmer ging es sofort an die Rennstrecke zur Anmeldung und einem ersten freien Training. Dabei bahnte sich ein Drama an: der Veranstalter hatte die Anmeldung verklüngelt, es gab keine Rennpässe und damit auch keinen Zutritt aufs Renngelände geschweige denn ins Boot. Alle machten ungläubige Gesichter, nur die beiden TCs Jürgen und Martin ließen sich nicht entmutigen und versuchten die Situation zu klären. Immerhin durfte noch eine Trainingsfahrt auf dem malerisch gelegenen See auf 666 m gemacht werden. Es schloss sich eine Begrüßungsfeier an, bei der sich die Offiziellen der International Canoe Federation ICF ein Stelldichein gaben. Die Teams marschierten entlang des Sees bei einsetzendem Regen nacheinander ein. Ohne Rennpässe ging es spät zurück ins Quartier und nach einem kurzen leckeren Abendessen sofort ins Bett. Freitag, 8. Juni: 1000 m Master Mixed: ohne Rennpässe hieß es sicherheitshalber um 8 Uhr an der Rennstrecke zu sein, also wieder früh aufstehen. Im Tal und über dem See lag noch eine Nebelbank. Die Pässe waren zum Glück fertig, die Anmeldung per E-Mail mit Namen und Fotos des Teams waren beim Veranstalter im Spam-Filter gefunden worden. So konnte es endlich losgehen und nach dem Warm-Up wurde es zum ersten Mal ernst: der erste Qualifikationslauf um 10:40 Uhr wurde souverän mit über einer Sekunde Vorsprung in 04:14:690 gewonnen. Nun hieß es warten in der glühenden Mittagshitze bis zum Finale um 15:10 Uhr. Auch diesmal waren die „Eulen“ erfolgreich und fuhren nach den WVS Rheingaunern und Wuppertal mit 4:10:653 einen 3. Platz ein. Stolz nahmen Sie bei der Siegerehrung ihre Medaillen in Empfang und huldigten dem Sieger mit einem „das habt ihr fein gemacht“. Ein toller erster Renntag ging zu Ende, im Quartier wurde noch ein bisschen gefeiert und auf den nächsten Tag eingestimmt, danach wie immer früh ins Bett. Samstag, 9. Juni: 500 m Master Mixed: um 10:40 Uhr erster Lauf, hier nur Dritter mit 1:58:414 und damit hieß es sofort wieder ins Boot für den Hoffnungslauf. Dieser wurde dann souverän gewonnen, also wieder im Finale um 15:30 Uhr. Und wieder lange warten. Das Team konnte aber nur als Fünfter mit 1:59:923 die Ziellinie passieren. Zum ersten Mal kam Ernüchterung auf und die Erkenntnis, das auch die anderen Teams die Zeit genutzt hatten sich zu verbessern. Dieses Mal ging es ohne Teilnahme an der Siegerehrung sofort zurück. Im Quartier wurde bei herrlichem Abendwetter noch lange draußen zusammen gesessen. Sonntag, 10 Juni: 200 m Master Mixed: da wir am Abend noch nach Deutschland zurück wollten, hieß es wieder extrem früh Aufstehen, Koffer packen und den Bus beladen. Mit viel Optimismus ging es an diesem letzten Renntag auf die Sprintstrecke. Der erste Vorlauf um 10:28 Uhr wurde souverän mit 00:48:683 gewonnen. Die lange Wartezeit bis zum großen Finale habe ich diesmal zum einem Bummel in die City von Gérardmer genutzt. Die Stadt mit ca. zehntausend Einwohnern liegt an den Hängen der den See umgebenden Berge in einer echten Bilderbuchlandschaft. In den Sommermonaten bestimmt der Wassersport am See mit den Kanuten und den Drachenbooten das Leben, in den Wintermonaten ist hier ein hervorragendes Skigebiet mit mehreren Hängen und Pisten. Hoffnungsvoll ging es um 14:50 Uhr ins letzte Finale. Die Eulen legten noch einmal einen fulminanten Ritt des Drachen hin und kämpften. Nach dem Zieleinlauf und Blick auf die Zeiten dann ungläubiges Entsetzen: undankbarer 4. Platz mit 0:48:320 nur 28 Tausendstel Sekunden von der Medaille entfernt. Nach so viel Hoffnung flossen an diesem Tag zum ersten Mal echte Tränen der Enttäuschung. In den letzten Monaten hatte jeder viel Energie und Zeit in dieses Vorhaben gesteckt und die begehrte Medaille war in Griffweite. Hier zeigte sich die wahre Stärke des Teams: nachdem die Tränen getrocknet waren, wurden beim Bier schon wieder neue Pläne geschmiedet. Immerhin hatte man neue Bestzeit gefahren, also konnte nicht alles falsch gewesen sein. Freud und Leid liegen dicht beieinander. Beim Abschied vom Renngelände wurden mit dem benachbarten Team aus Japan noch Mailadressen ausgetauscht, bevor die letzte Siegerehrung dieser WM mit gefeiert wurde. Die Stimmung dort gehört zum Drachenbootsport unbedingt dazu. Man wollte den anderen Teams die Ehre erweisen. Das macht die Drachenbootfahrer so sympathisch, neben allem sportlichen Ergeiz hat man das Feiern und fröhliche Miteinander dieser Sportart nicht vergessen. Nun hieß es von Gérardmer Abschied nehmen und die Rückfahrt durch die Berge der Vogesen mit teilweise tiefen Schluchten zurück nach Breisach direkt hinter die heimatliche Grenze brachte uns in unser letztes Quartier. Hier konnte nun alles in Ruhe sacken und nach einem ausgiebigen Abendessen wurde in Grappis Geburtstag hineingefeiert, wenn auch nur recht kurz, da unser Hotel uns nicht länger machen lassen wollte. Montag, 11. Juni Rückkehr: am Montag kamen wir zurück auf die vollen Autobahnen unseres Landes und liefen pünktlich um 18 Uhr auf dem Rathausplatz in Herford ein, wo die Medaillenträger von Bürgermeister Wollbrink empfangen wurden. Im ehrwürdigen Saal des Rathauses gab es einen Sektempfang und viele salbungsvolle Worte. Das Team war sichtlich gerührt. Nach einem letzten Gruppenfoto für die Presse ging es zum Bootshaus des Herforder Kanu Klubs, wo noch einmal mit Sekt und Schnittchen gefeiert wurde. Der Vereinsvorstand würdigte die Erfolge der „Owels“. Ergreifend die Übergabe einer echten Medaille an Trainer Knöchi, der auf dem Podium in Gérardmer leer ausgegangen war. Das Team weiß, was es an seinem Trainer hat. Nun ist diese WM schon wieder Geschichte und ein ereignisreiches und aufregendes langes Wochenende vorüber. Die Auswertung der Rennvideos hat bereits begonnen, der Termin für das nächste Training wurde von Knöchi auf nächsten Montag festgesetzt. Es geht weiter, in gut 6 Wochen steht mit der EM das nächste große Ereignis an. Insgesamt eine tolle Leistung. Ein Team von fast 30 Individualisten immer wieder zusammenzuhalten und zu begeistern ist nicht von Pappe, der Einsatz jedes Einzelnen über einen so langen Zeitraum gewaltig. Unterstützt durch ihre Heimat-Teams, den Herforder-Kanu-Klub HKK, den Mindener Drachenboot Club MDC gab es neben Familien, Fans und Freunden auch viele Sponsoren und Helfer. Der Fotograf bedankt sich für die einmalige Gelegenheit, ein solches Ereignis aus nächster Nähe miterleben zu dürfen und für die herzliche Aufnahme im Team OWL-United. D. Macke, Minden den 13. Juni 2007 |